Awardees 2020/21
- 1st prize (shared): "Moving border" by Kuesti Fraun
- 1st prize (shared): "Moving Square" by Jürgen Heinz
- 2nd prize: "2/ VAR 1/9" by Christine Kruse
- 3rd prize: "tabula rasa / in wandlungsfreiheit" by Constanze Schüttoff
- Special mention to Dina Hillebrand, Markéta Váradiová, Geraldo Zamproni
- Special prize: "Floating Alive" by Jiefu Zhou
- The jury decision for the 10th International Art Competition
Andreas von Stosch
Radio Pedestrian
Sound-Installation
Ein Interviewer wandelt übers Gelände von „bewegter Wind“; am Rucksack flattert eine stolze Fahne, in der Hand hält er ein Mikrofon und ein Schild.
Auf diesem Schild steht eine Frage; ein Impuls, der in den öffentlichen Raum gesendet wird und von Passanten gesehen und verarbeitet. Die meisten tun so als hätten sie Nichts gesehen, laufen vorbei. Manche sagen was, schnell, ein kurzer Kommentar auf dem Weg. Andere bleiben stehen, fragen, sprechen.
Die Frage lautet: „Was ist Wandel?“ Denn um über eine Sache diskutieren zu können, müssen Grundpfeiler gelegt werden, ein Rahmen gesteckt. Dann können sich neue Fragen ergeben, die die vorangegangene ersetzen. Auf diese Weise entsteht ein fortschreitender Dialog zwischen Menschen, deren jeweilige Antworten neue Fragen aufwerfen, die wiederum von anderen Menschen beantwortet werden, deren Antworten wiederum neue Fragen aufwerfen...
Das Mikrofon konserviert die Gespräche (im sicheren Abstand von 2 Metern). Im Einverständnis mit den Interviewten werden die Worte zeitversetzt in eine Klanginstallation eingespeist. Diese besteht aus dem sich stetig erweiternden Dialog, der in Schleife wiederholt wird.
Das Zentrum des Projekts ist ein Sendemast mit zwei Stellwänden. Deren weissen Flächen wandeln das Hörbare, Flüchtige in Sichtbares: Transkripte, abgetippte Wörter, Interviewfetzen.
Batteriebetriebene Radios in Bäumen, an Straßenlaternen, Bänken, im Gebüsch, im näheren Umfeld der Radiostation empfangen die Klanginstallation geben sie leise rauschend aus. Vorbeilaufende Menschen erreicht ein unbekanntes Schallereignis; es "irritiert und stört" den Alltag auf angenehme Weise. Vielleicht setzen Sie sich?
Die Stimmen des Radios werden nicht gesehen, können in keine Schublade gesteckt werden. Worte und Stimme sind entkoppelt von sozialer Schicht, Aussehen und Herkunft; anonymisiert sprechen sie die Sprache des Wandels. Dieser manifestiert sich zuerst in Gedanken. Radio Pedestrian sendet sie an die Köpfe der Zuhörer, stellt Fragen, wirkt als Denkprozess-Katalysator.
Welche Frage wird am Ende stehen? Wohin führt uns dieser Dialog? Alles bleibt schlussendlich ein Prozess. Denn wahrer Wandel macht niemals halt.